Kino? Theater? Oper? Hörspiel? Von allem ein wenig.

Was hat mich der Einsatz von Videotechnik auf Theaterbühnen nicht schon gelangweilt. Jeder Regisseur hat irgendwann mitbekommen, dass sich das dazu gehört. Und deswegen muss bis zum letzten Landestheater ein Kameramann auf der Bühne mit herumspazieren, dessen Live-Aufnahmen auf eine Leinwand übertragen werden.

Bei Katie Mitchell (geb. 1965) ist das anders.

Sie hat ein neues Theater geschaffen – eine Mischform aus Kino, Theater und Hörspiel.  Ich habe bisher drei Inszenierungen von ihr gesehen – „Wunschkonzert“ von Franz Xaver Kroetz (Schauspiel Köln), „Fräulein Julie“ von August Strindberg (Schaubühne Berlin) und „Al gran sole carico D´Amore“ von Luigi Nono (Salzburger Festspiele, Staatsoper Berlin – davon stammen die Fotos auf dieser Seite).

Wie muss man sich eine Mitchell-Inszenierung vorstellen? Es gibt eine Handlung auf der Bühne. Schauspieler essen, trinken, schlafen, sterben also. Das alles wird von Kameramännern gefilmt und auf eine Großleinwand übertragen. Für Detailszenen – das Händewaschen, das Stopfen einer Pistole mit Schwarzpulver – sind andere Darsteller im Einsatz. Diese Bilder sind ebenfalls auf der Leinwand zu sehen. Und dann kommt noch ein drittes Element hinzu: Professionelle Geräuschemacher sorgen für die Akkustik, zum Beispiel das Knistern eines Feuers und das Knarzen eines Holzbodens.

Und plötzlich wird aus Theater, Film und Hörspiel mehr als ein Medienmix – nämlich ein Gesamtkunstwerk. Hingehen! „Fräulein Julie“ gibt´s im April 2012 wieder an der Schaubühne. Hier der Trailer.