Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass ich den bald 80-jährigen Opernstar René Kollo nochmal auf der Bühne erleben würde. Und noch dazu singend. Kollo, die Legende. Den Tenor von den Bayreuther und den Salzburger Festspielen, der in allen großen Häusern der Welt sang. Und dann las ich in der Zeitung die Ankündigung.
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Von der Wiedergeburt des guten, alten Overhead-Projektors
Ich dachte, er sei längst ausgestorben. Ungefähr so, wie der Brontosaurus oder der Archaeopteryx. Wer verwendet denn in Schulen und an Unis noch einen Overheadprojektor? Aber da habe ich mich getäuscht. Er macht derzeit eine zweite Karriere – und zwar auf Theaterbühnen.
Wenn das Taxi zum Theater wird
Karten für´s Theatertreffen: die Chance in letzter Minute
Wer Karten für das Berliner Theatertreffen will, der braucht vor allem eines: Geduld. Dann aber klappt es häufig sogar noch bei den begehrtesten Aufführungen.
Goethe. Wilson. Grönemeyer.
Mehr geht nicht. Vier Stunden Goethe an einem Abend. Faust I und Faust II nacheinander. Das hat Wagner´sche Dimensionen. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich Regie-Legende Bob Wilson nach Shakespeare, Büchner und Brecht auch an Deutschlands Nationaldichter wagen würde. Und dazu holte er sich für die Musik der Einfachkeit halber gleich Deutschlands Nationalsänger Herbert Grönemeyer.
Ein neuer Herbert Fritsch: Jetzt mal mit Gummiseil und Showtreppe
Kein Wunder, dass es sich um eine Uraufführung handelt. Welcher Regisseur hätte es in den vergangenen 50 Jahren schon gewagt, Texte des Schriftstellers Konrad Bayer (+ 1964) zu inszenieren? Was der Österreicher geschrieben hat, das liest sich so:
Ein Schauspieler, paniert wie ein Wiener Schnitzel, trägt Thomas Bernhard vor
Ein endlos grantelndes, stellenweise witziges, insgesamt aber wenig hoffnungsfrohes Monologisieren. Das sind Thomas Bernhards Prosastücke. Egal, ob es sich um die Auslöschung, Alte Meister oder Das Kalkwerk handelt. Prädikat: uninszenierbar. Sollte man meinen. An der Berliner Schaubühne haben sie es versucht. Mit Erfolg.
Ein Gala-Abend für alle Timeline-Neurotiker
Der Lerneffekt scheint nicht sehr groß gewesen zu sein. Kaum war der Premierenapplaus verklungen, holten die Zuschauer ihre Smartphones aus der Tasche und warfen einen Blick darauf. Es könnten ja einige interessante neue Postings bei Facebook eingegangen sein. Die Aufführung hatte schließlich knapp zwei Stunden gedauert. Weiterlesen
„Wer bis an das Ende beharrt“, der erlebt den schönsten Marthaler-Moment

Die Bühne als Zuschauerraum und der Zuschauerraum als Bühne. So will es Regisseur Christoph Marthaler an der Berliner Staatsoper.
Um gleich mit dem bewegendsten Moment des Abends anzufangen. Das war der Schluss. Da lässt Regisseur Christoph Marthaler zwei Gruppen von Schauspielern bzw. Musikern im Gänsemarsch durch das weite, leere Halbrund des Zuschauerraumes im Schillertheater gehen und dabei Felix Mendelssohn-Bartholdys „Wer bis an das Ende beharrt, der wird selig“ singen. Schließlich verlassen sie den Saal, singen aber weiter, bis sich ihre Stimmen im Nichts verlieren. Das Publikum lauscht dem Gesang bis zum letzten noch vernehmbaren Ton nach. Keiner steht auf, keiner raschelt mit Papierchen, keiner hüstelt.
Ton und Kirschen: So ungefähr muss Theater einmal angefangen haben
Was ist nötig, um gutes Theater machen zu können? Die Frage wird ja mal erlaubt sein. Jedenfalls braucht man nicht zwingend einen Herrn Peymann, ein eigenes Haus mit Bühne und Schnürboden, einen Millionenetat. So schön es ist, diese wirklich großen Inszenierungen zu sehen und so nötig das selbstredend auch für unsere Kultur ist, so erfrischend kann es im Gegenzug sein, …