Ein endlos grantelndes, stellenweise witziges, insgesamt aber wenig hoffnungsfrohes Monologisieren. Das sind Thomas Bernhards Prosastücke. Egal, ob es sich um die Auslöschung, Alte Meister oder Das Kalkwerk handelt. Prädikat: uninszenierbar. Sollte man meinen. An der Berliner Schaubühne haben sie es versucht. Mit Erfolg.
Regisseur Phlipp Preuss nahm sich Das Kalkwerk vor, die typisch Bernhard´sche Geschichte eines Scheiterns. Es geht um Konrad, der sich in ein aufgelassenes Kalkwerk zurückgezogen hat. Er will seit Jahren eine Arbeit über das Gehör verfassen. Nicht irgendeinen wissenschaftlichen Beitrag. Nein, wie immer bei Thomas Bernhard, strebt der Held das Maximum an. Und wir alle wissen schon von Anfang an, dass er es nicht schaffen wird.
Konrad hofft dennoch, es in der selbst gewählten Abgeschiedenheit endlich zu schaffen. Einzige Mitbewohnerin im Kalkwerk und gleichzeitig einzige Testperson ist seine gelähmte Frau. An ihr probiert er in einem fort aus, wie sich bestimmte Buchstaben und Laute auf einen Zuhörer auswirken. Am Ende scheitert er und bringt seine Frau um.
An der Schaubühne verkörpert Felix Römer, ein gebürtiger Wiener, den tragischen Helden Konrad. Und gleichzeitig auch noch dessen Frau, indem er in Anwesenheit der Zuschauer mehrfach die Kostüme wechselt. Mal im Kleid, mal in Hose und Pullover trägt er die ziemlich abseitig wirkende Lautlehre des Konrad vor. Eineinviertel Stunden lang. Ein Textungetüm, aber trotzdem nie langweilig.
Weil Thomas Bernhards Werke immer und zuallererst auch Abrechnungen mit seiner Heimat Österreich sind, passt auch der Schlussgag der Inszenierung ganz gut. Felix Römer zieht sich, munter weiter plaudernd, bis auf die Unterhose aus und verschüttet aus mehreren Eimern Mehl, Eier und Semmelbrösel auf der Bühne. Dann wälzt er sich darin, bis er ordentlich paniert ist wie ein Wiener Schnitzel. Das Herausbacken in der Pfanne bleibt ihm aber erspart.
Weitere Aufführungen am 4., 5., 11., 12. und 18. November 2014.