Berliner Kult(ur)kneipen (13): Café Kunstpause
In der Kultur braucht der Mensch, ähnlich wie beim Bergsteigen, gelegentlich ein Basislager. Einen Ort, an dem er sich vor dem Aufstieg zu und nach dem Abstieg von Kunstgenüssen stärken kann.
Deutsch ist hier, nun ja, nicht unbedingt die Regelsprache. In den Galerien von Berlin-Mitte und im KW Institute for Contemporary Art kommt der Besucher häufig mit Englisch sehr viel weiter. Berlin und erst recht die Gegenwartskunst sind eben international. Dafür lernt man hier aber auch überaus cooles Volk kennen.
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Dieses Lokal besteht aus drei Teilen: Einem winzigen ehemaligen Pförtnerhäuschen der Berliner Verkehrsbetriebe, einem ausgedienten Linienbus und dazwischen einer Freifläche mit Bierbänken und Palmen. Schon diese Kombination lohnt einen Besuch. Das ist aber längst nicht alles.
Wer Klassik spätnachts im Liegen hören will, wer während eines Chorkonzerts hin und her gehen will, wer das erste und einzige Gemüseorchester der Welt hören will – Wohin geht der? Richtig: Ins Radialsystem am Ostbahnhof. Das ist zwar nicht gerade ein Off-Kulturort, geschweige denn ein Off-Off-Kulturort. Dazu ist das Radialsystem dann doch schon zu etabliert. Aber es läuft eben doch manches anders, unkonventioneller als in der Philharmonie oder im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.
Die Kanzlerin hat ihren Schreibtisch etwa in 100 Metern Entfernung und zum Bundespräsidenten sind es auch nur 500 Meter. Wer in einer solch exquisiten Umgebung seinen Kaffee trinken will, der muss das Restaurant und das Café im Haus der Kulturen der Welt besuchen.
Mit einer „Lila Pause“ verbinden die meisten von uns einen Schokoriegel. In Berlin sieht die lila Pause ein wenig anders aus.
Zufällig kommt hier keiner vorbei. Das Berliner Hansaviertel ist ein leicht verschlafenes, wohltuend unaufgeregtes Wohnviertel mit U-Bahn-Anschluss und eigenem Theater (Grips).
Wo ich wohnen würde, wenn Geld keine Rolle spielen würde? Möglicherweise dort, wo der Malerfürst Max Liebermann wohnte und arbeitete: am Großen Wannsee. Seine Villa – mit Atelier, prachtvollem Blumengarten, Bootssteg – darf man zum Glück heute als Gast besuchen. Auch wenn man es sich nicht leisten kann, dort zu wohnen.
Zugegeben: Es gibt Kaffeehäuser in Berlin, die idyllischer gelegen sind. Solche, in denen man mehr Künstler trifft und solche, in denen Speisen und Getränke exquisiter sind. Aber eines steht fest: Schöner als das Café im Bode-Museum kann kein Kaffeehaus sein.
Eine Bahnhofskneipe? In gewisser Weise, ja. Denn schließlich befindet sich dieses Restaurant von Sarah Wiener im ehemaligen Hamburger Bahnhof von Berlin. Hier kamen, wie der Name schon sagt, die Züge aus Richtung Hamburg an bzw. fuhren dorthin. Geblieben ist allerdings nur der Name. Ansonsten hat sich die Nutzung dieses palastartigen Gebäudes dramatisch verändert.