Wo ich wohnen würde, wenn Geld keine Rolle spielen würde? Möglicherweise dort, wo der Malerfürst Max Liebermann wohnte und arbeitete: am Großen Wannsee. Seine Villa – mit Atelier, prachtvollem Blumengarten, Bootssteg – darf man zum Glück heute als Gast besuchen. Auch wenn man es sich nicht leisten kann, dort zu wohnen.
Im Café Max, der Gastronomie im Erdgeschoss der Liebermann-Villa, kann man sich erst recht wie einst der Maler fühlen. Dann nämlich, wenn man bei Sonnenschein auf der Terrasse sitzt, wahlweise mit Blick auf den Wannsee oder auf die vom Architekten Alfred Lichtwark geplante Villa. Max Liebermann sprach von seinem „Schloß am See“. Besonders stolz war er darauf, dass er sich dieses Anwesen „ermalt“ hatte und dafür nicht auf das Familienvermögen angewiesen war.
200 Gemälde sind hier entstanden – vieles von dem, was wir heute als typisch Liebermann kennen. So zum Beispiel die vielen Blumen- und Gartenmotive. Die heutige Bepflanzung entspricht weitgehend dem historischen Vorbild. Man müsste sich also nur mit einem Block oder einer Leinwand davor setzen und anfangen zu zeichnen oder zu malen. Ein direkter Vergleich mit den echten Liebermanns wäre problemlos möglich: Einige davon sind im ersten Stock des Hauses, direkt über dem Café Max, zu besichtigen (andere in der Alten Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel).
Wer über diese Villa schreibt, der darf die NS-Zeit nicht verschweigen. 1940 zwangen die Nationalsozialisten die Witwe des Juden Max Liebermann, das Anwesen zu einem günstigen Preis an die Reichspost zu verkaufen. Das Geld erhielt Martha Liebermann nie. An diese Zeit wird heute mit einer einer eigenen Dokumentation erinnert. Erst 2006 – nach einer fast 70-jährigen, wechselvollen Geschichte als Lazarett und Vereinsheim eines Tauchclubs – war die Villa wieder im alten Stil restauriert und die ersten Kunstfreunde konnten kommen.
Adresse: Colomierstraße 3, 14109 Berlin. Öffnungszeiten siehe Website der Max-Liebermann-Gesellschaft.
WEITERE INTERESSANTE BERLINER KULT(UR)KNEIPEN:
Stars als Beilage zum Bockwürstchen
Schönheiten im Paradiesgärtlein