Was hat eine Gesundheitssandale bei Opernfestspielen verloren?

opernkleidung

Woher stammen obige Fotos? Von einem Campingplatz am Chiemsee? Aus der Fußgängerzone von Leverkusen? Von der Kurpromenade in Bad Arolsen? Leider nein.

Sie zeigen allesamt Besucher der Opernfestspiele von Berlin (an der Staatsoper) und Bayreuth (auf dem Grünen Hügel).  Findet das außer mir noch jemand gruselig? Um es gleich zu erwähnen: Selbstverständlich ist es nicht von der Kleidung  abhängig, ob ich Wagner, Mozart und Verdi genießen oder gar verstehen kann. Das ist sogar völlig egal. So argumentieren viele, die für lockere Kleidungssitten selbst bei Opernfestivals plädieren. Aber mit dieser Begründung könnte man es auch erlauben, dass die Zuhörer im Bademantel oder in Unterhosen erscheinen. Wenn sie sich doch darin wohl fühlen…

Wobei, weit entfernt sind wir davon ohnehin nicht vom Freibadstyle. Wenn bei hochrangigen Festivals bereits Gesundheitsschuhe und Trekking-Sandalen zu beobachten sind, dann ist das Barfuß-Event nur noch eine Frage der Zeit. Nackte Füße und nackte Waden werden ja  bereits jetzt gerne vorgezeigt, ob wir anderen Opernbesucher das nun sehen wollen oder nicht. Soll keiner damit daher kommen, dass die finanziell schlechter Gestellten sich nichts anderes leisten könnten. Ein schlichter Anzug und dunkle  Schuhe oder ein einfaches Kleid sind im Altkleiderladen billiger zu bekommen als manch eine Opernkarte.

Der Opernbesuch, das war früher einmal ein herausgehobenes, ein nicht alltägliches Ereignis, für das sich Menschen eigens zurecht gemacht haben. Sie erwiesen damit nicht nur der Veranstaltung, dem Ort der Darbietung und den Künstlern die Ehre, sondern in erster Linie auch sich selbst. Denn mit der  feineren Kleidung zeigte man anderen und sich selbst, dass man sich aus dem Alltag heraus bewegt. Dass man jetzt gerade etwas ganz besonderes erlebt. Das fällt natürlich weg, wenn sich manche Opernbesucher so anziehen, als ob sie mal schnell zum Einkaufen um die Ecke gingen.