So etwas würde bestimmt auch unseren Toten gefallen

Halb Berlin befand sich am Wochenende im Halloween-Taumel. Wo früher nur Kinder um Süßigkeiten bettelten, da feiern inzwischen auch maskierte Erwachsene eine Art zweiten Fasching. Sie wissen zwar nicht, warum. Aber sie sollen es natürlich gerne tun, wenn sie wollen. Allerdings gibt es etwas, das viel intensiver und ehrlicher ist – und das konnte man ebenfalls am Wochenende in Berlin erleben: das Fiesta de Día de Muertos.

Dieses Fest stammt aus Mexiko. Die Angehörigen versammeln sich am Día de Muertos auf den Friedhöfen, feiern dort miteinander und gedenken stundenlang ihrer Verstorbenen. Selbstverständlich gibt es dazu Speisen und Getränke, gerne auch alkoholhaltig. Das ist im Gegensatz zu unserer Friedhofskultur, wo man immer nur traurig dreinblicken darf, eine ziemlich erfrischende Angelegenheit. Sollten sie denn von irgendeinem Ort aus zusehen können, dann dürfte es auch den Toten besser gefallen, wie sich die Verwandten hier an sie erinnern.

In Berlin wird das Fiesta de Día de Muertos seit einigen Jahren vom mexikanischen Kulturverein Calaca gefeiert. Heuer geschah das an zwei Abenden im Theater im Aufbau-Haus. Die Gäste waren eingeladen, Fotos ihrer Verstorbenen mitzubringen und sie auf den riesigen, bunten Altar (die Ofrenda) neben die Skelette, Blumen und Totenköpfe zu stellen. Es gab viel Weihrauch, schrille Masken, einen Totentanz und Mariachi-Musik. Und natürlich jede Menge Kerzen – angezündet von den Lebenden im Gedenken an die Toten. Kitschig war gar nichts, nicht einmal das Kitschigste.