Mein erstes Blind-Date mit einem Künstler

Da stand ich nun. Vor knapp 600 Zeichnungen aus ganz Europa. Von bekannten Künstlern, Studenten, Amateuren, ja sogar von Kindern. Alle Werke hingen gleichberechtigt nebeneinander. Ohne Namen. Zum Einheitspreis. Und ich musste mich entscheiden. Denn eines wollte ich mitnehmen.

Ein reizendes Spiel, zu dem der Kunstverein Tiergarten bis 29. August einlädt. „Anonyme Zeichner“ lautet der Titel der Ausstellung. Jedes Werk kostet 200 Euro. Von wem es stammt, das wird einem erst verraten, wenn man sich zum Kauf entschieden hat. Es ist durchaus möglich, eine Originalzeichnung zu erwischen, die ein mehrfaches der investierten 200 Euro wert ist. Genauso gut kann man aber auch an das Werk eines völlig unbekannten Hobbykünstlers geraten, das unter normalen Umständen unverkäuflich wäre.

Ich habe mich relativ schnell für die Zeichnung eines Industrie- oder Vergnügungsparks entschieden, einen Schattenriss (Foto oben). Ein Werk, das ich mir gut bei mir zuhause an der Wand vorstellen kann – und zwar nicht nur ein paar Monate lang. Nach Übergabe der 200 Euro erfuhr ich dann: Es stammt von Björn Hegardt, einem norwegisch-schwedischen Künstler, der in Berlin lebt, die Zeitschrift FUKT herausgibt und einen hervorragenden Namen als Zeichner hat. Ich erhielt die Zeichnung und an die leere Fläche an der Wand wurde Björn Hegardts Name geschrieben. Ökonomisch gesehen habe ich eine gute Wahl getroffen. Aber zuvor hatte die Entscheidung alleine aus der Begeisterung für das Werk heraus gestanden. Das ist mir persönlich noch mehr wert.

Noch ist ein großer Teil der Werke zu haben. Wer mal das prickelnde Gefühl genießen will, ein blind date mit fast 600 Zeichnerinnen und Zeichnern zu haben, der sollte sich schnell auf den Weg zum Kunstverein Tiergarten machen.

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