Was ich am Theaterpublikum hasse (12): ungezogene Schulklassen

Da werde ich mich jetzt ganz schön in die Nesseln setzen. Von wegen Bildung und Kinder und Zukunft. Aber ich muss es einmal sagen: Zu den schlimmsten Erlebnissen im Theater kann es gehören, in eine Aufführung mit einer ungezogenen Schulklasse zu geraten. Oder gleich mit mehreren. Dann kann man häufig den Abend gleich ganz abschreiben.

Die Schülerinnen und Schüler – nein, natürlich immer und nicht alle! – stellen im Grunde all das an, was in der Serie „Was ich am Theaterpublikum hasse“ bisher einzeln kritisiert habe. Sie schwätzen, sie essen, sie trinken, sie setzen sich auf die falschen Plätze, sie kommen zu spät und gehen zu früh, sie klatschen absichtlich an den falschen Stellen. Ob ich da nicht etwas übertreibe? Nein. Alles schon erlebt. Vor einigen Wochen erst auf einem Platz im Deutschen Theater, der mich 48 Euro kostete. Bei der Sitzplan-Buchung im Internet war noch ein Platz frei. Ich freute mich. Was ich nicht wusste: Das war einer der wenigen Plätze im Rang, der nicht an Schulklassen vergeben war.

Natürlich ist es wichtig, dass Jugendliche in die Welt des Theaters (der Oper, der klassischen Musik, der bildenden Kunst) eingeführt werden. Sie sollen ja in 20 Jahren das treue Publikum in diesen Kultureinrichtungen stellen. Aber ich erwarte von den Lehrerinnen und Lehrern, dass sie sich mehr um ihre Klassen kümmern. Dass sie sich unter die Schüler setzen und für Disziplin sorgen. Durchaus auch, dass sie sich das fragliche Stück vorher einmal ansehen und feststellen, ob es ihrer Klasse zuzumuten ist. Nicht immer können nämlich die Jugendlichen etwas dafür, dass sie stören. Manchmal wird ihnen eine dermaßen schwierige Inszenzierung vorgesetzt, dass man beim besten Willen nicht zwei Stunden vollster Konzentration erwarten darf.

Und die Verantwortlichen im Theater? Die sollten bitte sorgfältiger dafür sorgen, dass einzelne erwachsene Besucher (und Vollzahler) nicht mitten in eine Schulklasse geraten. Der Besucherservice wird das ja rechtzeitig wissen. Ach ja: Schimpfen hilft dem geplagten Theatergast manchmal, dann werden die Schülerinnen und Schüler für ein paar Minuten ruhiger. Aber es hält nicht lange vor. In sehr seltenen Fällen wird es dann noch schlimmer.