Zu Beginn der Aufführung sieht man als Zuschauer rechts und links der Bühne ganze Paletten von Mineralwasserflaschen und weiß noch nicht, dass sie eine zentrale Rolle spielen werden. Denn ihr Inhalt stellt den Regen dar, der dem Stück seinen Namen „Regen in Neukölln“ gegeben hat. Mit kindlicher Freude bespritzen und bespucken sich die Schauspieler am Ende dieser Stunde mit Mineralwasser. Da sieht man gerne zu – vor allem, wenn man selbst trocken bleibt.
Sonst bleibt aber leider wenig hängen von dem Stück Paul Brodowskys, das an der Schaubühne unter der Regie von Friederike Heller uraufgeführt wird. Relativ zusammenhanglos lernen wir Zuschauer (vermeintlich) typische Neuköllner Figuren kennen. Den berlinernden, nicht nur latent fremdenfeindlichen Taxifahrer, die selbstbewusste junge türkische Frau, den nerdartigen Partygänger… Sehr klischeehaft, allerdings manchmal auch wirklich komisch. Weil die Figuren aber mehr Schablonen als Menschen sind, will sich nicht mehr als ein kurzes Lächeln einstellen.
Sehr hübsch: Der Anzug tragende, mit Stoffserviette am Tisch sitzende Stadtfuchs (Niels Bormann), der im Grunde weit zivilisierter ist als all die Menschen, die ihn umgeben. Wenn ich mich entscheiden müsste, wer von all den Protagonisten ich im wirklichen Leben sein möchte, dann wäre es der Fuchs.
Weitere Hinweise zu dem Stück an der Schaubühne.