Es gibt im Fernsehen kaum etwas, das mehr anödet als die Jahresrückblicke. Entweder werden einem Dinge vorgeführt, die man sowieso schon kennt. Oder solche, die einen bereits zum Zeitpunkt des Ereignisses nicht interessiert haben. Wie viel anders und besser ist da der Jahresrückblick „Please kill 2011“ von Christ Kondek und seinem Team im Hebbel am Ufer.
Die Zuschauer werden zunächst, bevor es richtig los geht, auf die Bühne gebeten. Dort dürfen sie Lagerregale mit den Utensilien des Jahres betrachten. Ohne zunächst zu wissen, was mit diesem Teller oder mit jener Entenfeder später geschehen wird. Wenn das eigentliche Stück beginnt, wird jeweils mit einem Klingelton ein neuer Tag, ein neues Ereignis aus 2011 aufgerufen. Bunte Meldungen wie die von einem Überfallopfer, das die im Kopf steckende Pistolenpatrone aus der Nase herausnieste anstatt kompliziert operiert werden zu müssen. Erdbeben und seltsame Massentode bei Tieren, der von religiösen Sektierern angekündigte und nicht erfolgte Untergang der Welt – all das mischt sich in einer Monty-Python-artigen Nummernrevue in deutscher und englischer Sprache. Das sollte künftig ins Fernsehen kommen, zum Beispiel an Silvester 2012. Dann könnte man sich das immer gleiche Dinner for one sparen.
Eine der hübschesten Ideen: wie sich die Jahre untereinander Briefe schreiben. 2011 dankt 1968 für die guten Anregungen bzw. 2011 bittet bei 2012 und 2013 um Verzeihung, dass die Vorbereitungsarbeiten nicht wunschgemäß abgeschlossen werden konnten.
Von und mit Anna Böger, Robin Detje, Sonja Füsti, Sascha Hargesheimer, Carolin Hochleichter, Philipp Hochleichter, Chris Kondek, Victor Morales, Marc Stephan und Hannes Strobl.