Kathedralen. Nur aus Licht und Nebel.

Bei manchen Ausstellungen im Hamburger Bahnhof hatten in der Vergangenheit auch Nichtzahler das Vergnügen. Wenn sie vom Eingang in Richtung Haupthalle spitzten, dann konnten sie wenigstens einen Teil der Kunstwerke sehen. Jetzt ist das aussichtslos. Denn diese Kunst braucht zunächst mal völlige Dunkelheit.

Mit großem Aufwand hat man gewissermaßen eine Halle in die Halle gebaut, um das Tageslicht abschotten zu können. Und dann durfte der New Yorker Künstler Anthony Mc Call die Regie übernehmen. Seine Spezialität: Er schafft mit Hilfe von Lichtstrahlen und Wasserdampf  Räume, die es überhaupt nicht gibt. Das ist allerdings dem menschlichen Auge egal. Es nimmt kegelförmige, meterhohe Konstruktionen wahr, die an sakrale Räume erinnern. Man kann sie betreten, durchbricht dabei den feinen Nebel, der sich aber hinter einem sofort wieder schließt.

Auf keinem Schild, von keinem Aufpasser werden die Besucher der Ausstellung „Five minutes of pure sculpture“ darum gebeten, ruhig zu sein. Die meisten unterhalten sich aber trotzdem nur flüsternd. Da soll mal einer sagen, moderne Kunst könne nicht mehr so recht Gefühle wecken. Es ist eine ganz eigenartige, luzide und zarte Stimmung, die Mc Calls Licht- und Nebelbauwerke vermitteln. Am ehesten erinnert man sich an die Lichträume von James Turrell, bei denen allerdings die Farbe eine große Rolle spielt. Hier gibt es nur Hell und Dunkel, Licht und Schatten, Schwarz und Weiß. Bis 12. August im Hamburger Bahnhof.