Schauspieler werden. Aus Liebe. Warum sonst?

Muss man wahnsinnig sein, um den Beruf des Schauspielers zu ergreifen? Das nicht gerade. Aber man muss wissen…

…dass…

man höchstwahrscheinlich sein ganzes Leben lang niemals richtig finanziell abgesichert ist, immer wieder mal für einige Monate arbeitslos sein wird, in der übrigen Zeit von einem befristeten Projekt zum anderen hetzen muss, manchmal an einem Abend für ein Honorar von lediglich 50 Euro auf der Bühne steht. Leider auch, dass einem die Traumrolle nie angeboten wird.

Diejenigen, die wir Zuschauer von den Bühnen der Staatstheater und aus dem Fernsehen kennen, das sind die glücklichen zehn Prozent. Nicht zwangsläufig immer die besten Darsteller, übrigens.

In Berlin ist die Lage besonders dramatisch. Hier leben so viele Schauspieler wie in keiner anderen deutschen Stadt. Die Hälfte aller arbeitslosen Schauspieler der Bundesrepublik ist in Berlin registriert.

Um enttäuschte Hoffnungen, aber auch um eine durch keine äußeren Umstände zu erschütternde  Begeisterung für diesen Beruf geht es in dem Stück „Das Projekt bin ich“ am bat-Studiotheater. Fünf  Schauspielerinnen und ein Schauspieler spielen … sich selbst. Sie erzählen von ihrer Zerrissenheit zwischen dem Familienleben und 500 Kilometer entfernten Enagements in Stadttheatern. Sie schildern, warum sie schon als Kinder auf die Bühne wollten (wenn die Eltern ins Theater gingen, machten sie sich besonders fein, das imponierte). Sie lassen uns Zuschauer spüren, wie gern sie den Schurken, den Liebenden, den Narren spielen würden. Es aber häufig einfach nicht dürfen, weil sie keiner engagiert.

Dramaturgisch geschickt gelöst: Mal geben alle sechs gemeinsam eine Figur, teilen sich deren Text unter sich auf. Mal tritt jede(r) als eigenständige Figur auf. Und am Ende singen sie gemeinsam Hannes Waders „Heute hier, morgen dort“. Könnte die Hymne aller Schauspieler sein:

„Heute hier, morgen dort,
bin kaum da, muss ich fort,
hab‘ mich niemals deswegen beklagt.
Hab es selbst so gewählt,
nie die Jahre gezählt,
nie nach gestern und morgen gefragt.“

Mitwirkende: Martina Hesse, Franziska Kleinert, Fanny Staffa, Katrin Steinke, Ernestine Tsavaras, Alexander Schroeder, Regie: Ulrike Müller. Weitere Aufführungen ab dem 12. Mai.

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