Kunst im Park – fast so schön wie Ostereier suchen

Man fährt zum Park am Gleidreieck, weil man gehört und gelesen hat, dass dort rund zwei Dutzend Künstler aus der Schweiz und aus Deutschland ausstellen. Und was sieht man als erstes? Nichts. Als zweites? Auch nichts.

Es ist ein wenig wie Ostereiersuchen. Zwar gibt es Orientierungskarten, doch die scheinen eher für den gedacht, der die Gegend sowieso schon kennt, denn es fehlen Bezugsgrößen wie Straßennamen. Der Besucher, der nicht im Kreuzberger Kiez wohnt, sieht zunächst einmal nur einen riesigen, neu angelegten Park. Wie der Name Gleisdreieck schon sagt, kreuzten sich hier mehrere Schienenstränge. Reste des einstigen Bahnbetriebs sind erhalten geblieben – Gleise, die in den Wald führen, längst von Bäumen überwuchert sind, sinnlos gewordene Warnschilder vor dem Zugverkehr. Aber, WO BITTE, bleibt denn endlich die Kunst?

Irgendwann findet man es doch. Man schlägt sich in die Büsche, klettert über ein paar Wurzeln und entdeckt die zarten Schriftzüge, die Christine Berndt auf die Gleise appliziert hat. Zitate von Herta Müller, Rose Ausländer, Jakob von Hoddis und anderen (siehe Foto in der Galerie unten).  Eine Erinnerung daran, dass in der NS-Zeit auch von diesem Ort aus Deportationen von Juden in Konzentrationslager stattfanden.

Nicht alle Arbeiten, die im Park ausgestellt sind, haben einen so ernsten Hintergrund. Da gibt es auch den Turm, den Matthias Pabschier mitten in einem Schotterfeld aufgestellt hat und der an die Bauten am nahen Potsdamer Platz erinnern soll. Oder die aus alten Eisenbahnschwellen hergestellten Sitzgelegenheiten des Duos Joris Jaccard und Livia Lauber, die man tatsächlich benutzen darf. Andreas Schmid begnügt sich mit minimalistischen Eingriffen: Er fügt mit Klebebändern eine Raumzeichnung in die früheren Lagerbaracken des Güterbahnhofs ein.

Der große Vorteil dieser Kunst im öffentlichen Raum: Es gibt weder Öffnungszeiten noch Eintrittspreise. Nur finden muss man die Werke noch, das nimmt einen keiner ab. Aber das hatten wir ja schon.

Beteiligte Künstler: Christine Berndt (D), Andreas Bitschin (CH), Michel Bonvin (CH), Mio Chareteau (CH), Fabiana De Barros (CH), Rudy Decelière (CH), Francine Eggs (CH), Fred Fischer (CH), Tanja Hemm (D), Loris Jaccard (CH), Mona Jas (D), Livia Lauber (CH), Ellen Kobe (D), Vanessa Mayoraz (CH), susanne muller (CH), Victorine Müller (CH), Matthias Pabsch (D), Jean Scheurer (CH), Andreas Schmid (D), Anna Schmid (CH), Elisabeth Sonneck (D), Falk Weiss (D), Käthe Wenzel (D)

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