So schön kann Müll sein

Unser Umgang mit den Dingen des Alltags? Rätselhaft. Gerade haben wir einen Gegenstand noch regelmäßig benutzt oder vielleicht sogar für unverzichtbar gehalten. Jetzt kaufen wir uns für einen neuen und der alte ist  dadurch zum Müll geworden.  Zu einer Sache, die wir los werden wollen. Eine einzige Entscheidung und schon hat diese Verwandlung stattgefunden.

Wer legt  eigentlich fest, was Abfall ist? Gibt es überhaupt Abfall oder ist nicht letzten Endes doch alles irgendwie ein „Wertstoff“? Das sind Fragen, über die man in der Ausstellung Asterisms / Astroturf Constellation von Gabriel Orozco nachdenken kann.

In seiner Auftragsarbeit für das Deutsche Guggenheim zeigt der Künstler ausschließlich Dinge, die von anderen Menschen weggeworfen wurden – vom kleinen Zigarettenstummel bis zum gelben Bauhelm (siehe die Galeriefotos unten). Er hat sie an zwei Orten gesammelt, an einem Sportplatz nahe seiner Wohnung in New York und an einem Strand an der mexikanischen Küste.

Es ist aber nicht schmutziger, stinkender Müll, der dem Besucher hier ungeordnet vorgeführt würde. Nein, Gabriel Orozco hat ihn wieder zurücktransformiert, gesellschaftsfähig gemacht. Er säuberte die Abfälle und ordnete sie nach Material, Größe und Farbe. Nun liegen die kleineren Teile in einer Glasvitrine, die größeren sind auf mehr als 100 Quadratmetern auf dem Boden der Kunsthalle arrangiert. Irgendwann zwischen dem Auffinden am Strand / auf dem Sportplatz und dem Ausstellen ist aus dem Abfall wieder etwas Wertvolles, nämlich Kunst,  geworden.

Natürlich ist Orozco nicht der erste Künstler, der das Sammeln und Arrangieren von Weggeworfenem, Vergessenem, bei Seite Gelegtem zu seiner Passion gemacht hat. Manches erinnert zum Beispiel an die Arbeiten des rund 20 Jahre älteren Raffael Rheinsberg. Wobei Rheinsberg der ästhetische Aspekt wichtiger ist als das bei Orozco der Fall ist. Für ihn spielt der Auffindeort eine entscheidende Rolle – die Natur, die von den Abfällen unserer Kultur überschwemmt wird.

Der erste Gedanke beim Umkreisen von Orozcos Installationen: So schön kann Müll sein.

Ein Kommentar zu “So schön kann Müll sein

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