Man muss sich nicht mit Kunst auskennen, um diese Stimmung sofort zu erfassen. Trauer, Jammer, Klage, Elend, Leid.
All dem begegnet, wer die Pleurants im Bode-Museum besucht. Pleurants, das heißt übersetzt: Klagefiguren. Sie wurden vor fast 600 Jahren von dem Hofbildhauer Juan de la Huerta geschafffen, um das Grabmal von Johan Ohnefurcht, des Herzogs von Burgund, zu schmücken. Es sind 37 Männer. Kartäusermönche, Diakone, ein Bischof. Jeder von ihnen ist 40 Zentimeter groß und besteht aus Alabaster. Der eine wischt sich eine Träne aus der Augen, der andere blickt betrübt zu Boden, und wieder ein anderer hat sein Angesicht komplett unter der Kapuze verhüllt.
Bis Anfang Februar 2013 ist der Trauerzug im Berliner Bode-Museum zu Gast. Das Museum im französischen Dijon, in dem normalerweise der Sarkophag und die Pleurants zu sehen sind, wird saniert. Und so schickte man den Trauerzug auf Reisen – in die Vereinigten Staaten, aber eben auch nach Deutschland. Nur die Skulpturen, nicht den dazugehörigen Sarg. In Berlin stehen sie auf einem symbolischen schwarzen Holzsarg.
Aber was heißt schon stehen. Die Figuren sind in einem endlosen Zug nebeneinander aufgestellt. Wer als Museumsbesucher auf Augenhöhe an ihnen vorbei schreitet, der hat den Eindruck, er nehme selbst an der Prozession teil. Es fängt immer wieder von vorne an. Eine Runde nach der anderen.
Bis 3. Februar 2013