Aus Langeweile früher gehen, darf man das?

Ich habe es getan. Nennt mich deswegen einen Kulturbanausen,  einen Unwürdigen, einen Ahnungslosen, wenn Ihr wollt.

Ich bin aus einer laufenden Theatervorstellung herausgegangen. Nach 50 von 100 Minuten (Deutsches Theater,  Roland Schimmelpfennig: Vier Himmelsrichtungen) war es mir so langweilig, dass ich es nicht mehr auf meinem Platz aushielt. Es lag am Stück, in dem ich weder Handlung noch tieferen Sinn erkennen konnte. Da halfen auch die erstklassigen Darsteller wie Ulrich Matthes nichts mehr.

Ich habe, so meine ich zumindest, einen diskreten Abgang hingelegt. Auf der Bühne fand gerade ein Szenenwechsel statt und nur zwei Zuschauer mussten wegen mir aufstehen. Der junge Mann, der mir an der Garderobe meinen Mantel gab, sah so aus, als würde er mich verstehen.

Trotzdem meine Frage: Darf man das? Als Kritiker bestimmt nicht, da muss man ja das gesamte Stück beurteilen können. Aber als normaler Zuschauer? Der einfach seine Zeit besser nutzen will, als sich noch durch knapp eine Stunde Vorstellung zu schleppen. Natürlich wäre eine Pause der besser geeignete Moment für die Flucht. Aber bei eineinhalb, zwei Stunden gibt es in der Regel keine Pause.  Manchmal hat man auch den Verdacht,  es gibt deswegen keine Pause, weil danach kein Zuschauer mehr da wäre.

 

2 Kommentare zu “Aus Langeweile früher gehen, darf man das?

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