Ein Theaterstück beginnt mit der Premiere. Zumindest für uns Zuschauer. So sind wir das gewohnt. Höchstens, dass man uns ausnahmsweise schon mal zur Generalprobe hineinschnuppern lässt. Claus Peymann und das Berliner Ensemble halten es da ein wenig anders.
Am BE gibt es inzwischen bei vielen Stücken Voraufführungen, so zum Beispiel beim neuesten Projekt („Peter Pan“, Regie: Robert Wilson). Vier Mal wird die Geschichte des Peter Pan als Testlauf komplett aufgeführt, ehe dann ab der Premiere gewissermaßen richtig gezählt wird. Man könnte sich als Besucher fragen: Warum soll ich in eine solche Aufführung gehen, in der es auch mal unrund laufen und lange Wartezeiten geben kann? Bei der ersten Voraufführung des Peter Pan musste das Publikum fast 45 Minuten vor der Türe stehen.
Die Frage nach dem Reiz von Voraufführungen ist leicht zu beantworten: Weil man dem Theaterbetrieb selten so nahe kommt. Das fängt schon damit, dass man zu Beginn vom Regisseur („Hello, i´m Bob Wilson.“) begrüßt wird. Dass er mitten im Publikum sitzt (siehe Foto oben) und dort Anweisungen an seine Assistenten gibt. Das sind nicht wenige, denn Robert Wilson ist ein Perfektionist. In seiner Nähe sitzen auch die Mitglieder der Band CocoRosie, die die Musik komponiert haben.
Und das schönste: Der Besucher einer Voraufführung kann selbst in die Inszenierung eingreifen – indirekt. Die Regisseure achten nämlich sehr genau darauf, wie die Reaktionen des Proben-Publikums ausfallen. Da wird auch schon mal etwas am Ablauf des Stücks geändert. Wer die 12., 25. oder 38. Aufführung besucht, der darf darauf nicht hoffen.
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