Ganz ohne Schwitzen ging es nicht. Zwar bestand die wichtigste körperliche Leistung beim Berliner Dvořák-Marathon in erster Linie darin, fünf oder sechs Stunden die Ohren offen zu halten und nicht vom Sitz zu fallen,
aber manchmal war die Zeit zwischen zwei Konzerten so knapp, dass man als Teilnehmer dann doch im Konzerthaus am Gendarmenmarkt die Treppen hoch hetzen musste, um pünktlich zu sein. Denn in ein Streichquartett hineinplatzen, das geht nicht.
Eine riskante Sache, rund zehn Stunden lang nur Dvořák zu spielen. Der ist ja schließlich kein Mozart, kein Schubert und kein Wagner. Seine Fangemeinden halten sich dann doch eher in Grenzen. Und die Veranstaltung dauerte immerhin von Mittag an bis kurz vor Mitternacht, also deutlich länger als ein normaler Marathon.
Aber Dvořák gibt als Komponist genügend her. Er hat so viele Sinfonien, Trios, Quartette, Quintette, Konzerte, Lieder, Tänze, Rhapsodien geschrieben, dass man Material für mehrere Marathons hätte. Der erste Versuch jedenfalls hat sich gelohnt. Etwa zwei Drittel der kleinen und großen Säle im Konzerthaus war belegt. Der meiste Andrang herrschte, wenig überraschend, bei seiner bekanntesten Komposition, der „Sinfonie aus der Neuen Welt“ – dargeboten von der Dresdner Philharmonie unter Michael Sandlerling.
Aber auch die nicht so spektakulären Konzerte lohnten sich, zum Beispiel der Auftritt des Fauré-Quartetts mit dem Klavierquartett (opus 87). Die vier temperamentvollen Musiker (Erika Geldsetzer, Sascha Frömbling, Konstantin Heidrich, Dirk Mommertz) bewiesen, dass sie in der Szene nicht ohne Grund als eines der interessantesten Ensembles gelten. Bei ihnen hörte sich Dvorak (gestorben 1904) streckenweise sehr modern an. Nicht zu seinem Schaden.