Mozart, Mahler und Monteverdi statt Mittagessen. Das ist die Zukunft.

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Bei 1600 Besuchern ist Schluss. Dann lassen sie in der Berliner Philharmonie niemanden mehr hinein zum Lunchkonzert. Da sind dann im Foyer auch wirklich alle Treppen, Balustraden und Sitzgruppen belegt.

Wer immer in Berlin eine mittägliche Konzertreihe veranstaltet, der erlebt ähnliches: Die Musikfreunde rennen ihm das Haus ein. Auch im Konzerthaus am Gendarmenmarkt gibt es so etwas, da heißt es Espresso-Konzert. Im Gegensatz zu den kostenlosen Veranstaltungen in der Philharmonie werden hier sechs Euro verlangt. Dafür gibt es dann aber auch einen Espresso. Ausgebucht ist es hier wie dort. Der Preis scheint also nicht die entscheidende Rolle zu spielen.

Die Mittagszeit ist eine gute Gelegenheit, etwas Ausgefallenes zu präsentierten. Sei es, dass in der Philharmonie ein Trio – bestehend aus Liv Heym (Barockvioline), Ildiko Ludwig (Barockviola) und Piroska Baranyay (Barockcello) – eine ungewöhnliches Streicher-Arrangement von Bachs Goldberg-Variationen darbietet. Sei es, dass der Cellist Valentin Radutiu (am Klavier begleitet von Per Rundberg) im Konzerthaus eine knappe Stunde lang nur Zugaben präsentiert und das Publikum auslosen lässt, was als nächstes drankommt.

Die Zuhörer der Lunch- und Espressokonzerte haben fast alles eines gemeinsam: die grauen Haare. Zwar gibt es gelegentlich erkennbare Business-Gäste, die mit der Aktenmappe unterm Arm vorbei schauen, doch die meisten sind Ruheständler und Urlauber. Oder Ruheständler im Urlaub.

Diese Mittagsangebote in den Konzertsälen haben eine große Zukunft vor sich. Da muss man nur einen Blick auf die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland richten. Wer weiß: Vielleicht finden klassische Konzerte in Deutschland in 20 Jahren überwiegend gar nicht mehr abends, sondern mittags statt. Denn im Grunde ist es ja egal, zu welcher Tageszeit man Mozart, Mahler und Monteverdi hört. Und tagsüber sind die Konzertsäle mit öffentlichen Verkehrsmitteln besser zu erreichen.

 

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