Diesen Moment kennt jeder – vom Spitzenfotografen bis hin zum Knipser, der seine Urlaubsfotos bei Facebook postet. Man muss aus einer Vielzahl von Aufnahmen die beste auswählen, oft auch noch den Ausschnitt ändern. Wir anderen bekommen dann nur das Endergebnis zu sehen. Schade eigentlich. Denn manchmal wäre es gerade spannend, die Fotos zu sehen, die nicht ausgewählt wurden. Die aus irgendwelchen Gründen nur die zweitbeste Wahl zu sein schienen.
Die erste Ausstellung im gerade eröffneten c/o berlin befasst sich genau damit. Die berühmtesten Fotografen der Bildagentur magnum haben ihre Kontaktbögen mit oft 10, 20 oder 30 Aufnahmen im Miniaturformat zur Verfügung gestellt. Sie werden neben dem einen Foto gezeigt, das es dann in die Weltöffentlichkeit geschafft hat. Und dann erkennt man auch als Laie beim Vergleichen, woran es lag: Mal blickte die Hauptperson gerade nicht in die richtige Richtung, mal stimmte das Licht nicht, mal war es nur eine Winzigkeit in der Architektur des Bildes. Die Kontaktbögen mit den nicht gewählten Fotos gibt es übrigens als Poster zu kaufen:
In der Ausstellung (und in einem dicken, fast 50 Euro teuren Katalog) ist zum Beispiel zu sehen: Thomas Hoepkers Aufnahmen aus New York nach den Anschlägen vom 11. September 2011, Peter Marlowes Porträts der britischen Premierministerin Margaret Thatcher (1981), David Hurns Probenfotos der Beatles (1964), René Burris Aufnahmen von Che Guevara (1963) und Martin Parrs Szenen aus einem verfallenen Badeort in der Nähe von Liverpool (1985). Untenstehende Katalogauszüge zeigen Marc Ribouds berühmt gewordene Fotos von einem Eiffelturmanstreicher aus dem Jahr 1953. Wer die Aufnahme rechts unten sieht und sie mit den anderen vergleicht, wird sich nicht mehr wundern, warum es ausgerechnet dieses tänzerisch leichte Motiv in die Geschichte der Fotografie geschafft hat.
Zum Abschluss in der Fotogalerie noch ein paar Impressionen aus der Galerie c/o berlin im ehemaligen Amerikahaus. Sie liegt unmittelbar nebem dem Bahnhof Zoo. Die Ausstellung mit den Kontaktbögen ist bis zum 16. Januar 2015 geöffnet.