Hänselundgretelzeit

Für einen Opernbesuch im Monat Dezember muss man in Deutschland nicht zwingend vorher auf den Spielplan schauen. Denn mit einer gar nicht so geringen Wahrscheinlichkeit…

…wird „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperndinck aufgeführt. Das ist ein Naturgesetz. Die Intendanten meinen, die Märchenoper vor allem im Dezember ihrem Publikum schuldig zu sein. Und es stimmt wohl auch, denn dieses Publikum strömt dankbar in die Häuser. In dem sicheren Wissen, keine musikalisch schwere Kost serviert zu bekommen, im Zweifelsfalle mitsingen zu können („Brüderchen, komm tanz mit mir“, „Abendsegen“) und von regietheaterähnlichen Umtrieben verschont zu bleiben. Ein Blick auf die Fotostrecken der Opern-Websites zeigt: Hier ist das Hexenhäuschen fast immer ein Hexenhäuschen und kein Atomkraftwerk.

Ich habe auf die Schnelle mal versucht, eine (unvollständige) Rangliste aufzustellen. Die Wahrscheinlichkeit, auf Hänsel und Gretel zu treffen, beträgt im Dezember im Opernhaus von

 

Erfurt                                                    45 Prozent ( 5 von 11 Aufführungen)

Frankfurt                                            38 Prozent (10 von 31 Aufführungen)

Nürnberg                                            28 Prozent ( 5 von 18 Aufführungen)

Darmstadt                                          25 Prozent ( 5 von 20 Aufführungen)

Berlin (Deutsche Oper)            24 Prozent ( 6 von 25 Aufführungen)

Dresden                                               21 Prozent ( 4 von 19 Aufführungen)

Leipzig                                                 10 Prozent ( 4 von 41 Aufführungen)

München                                              0 Prozent ( 0 von 21 Aufführungen)

 

(In die Berechnung einbezogen sind alle Musiktheateraufführungen im Monat Dezember wie Opern, Operetten, Musicals, Singspiele und dergleichen. Nicht einberechnet sind Schauspiel, Lesungen, Ballett, Konzerte und sonstige Veranstaltungen. Basis: Spielpläne im Netz. Keine Gewähr.)