Heute ist der letzte Tag. Wer weiß, wann wir uns wiedersehen? In vier Jahren, in fünf Jahren? In Berlin kann das niemand so ganz genau sagen. Schade, denn die Hauptstadt verliert nun ihren schönsten Museumsbau.
Die Neue Nationalgalerie, vom Architekten Mies van der Rohe entworfen, brachte etwas fertig, was sonst nur wenigen Kunstmuseen gelingt: auch für sich alleine, ohne jede Exponate einen Besuch wert zu sein. Alleine schon nachts daran vorbei zu fahren, den erleuchteten Ausstellungsraum mit seinen hohen Glasfronten zu sehen, vermittelte einem den Eindruck, sich in einer Metropole zu befinden.
Nun aber muss die Neue Nationalgalerie dringend generalsaniert werden. Nach jahrzehntelanger Nutzung – mit zum Teil sensationellen Ausstellungen – war das nicht mehr zu vermeiden. Und wegen der erheblichen Schäden wird es wohl auch mit der Wiedereröffnung mindestens bis 2018 dauern.
Der Bau hat Künstler zu Arbeiten angeregt, die einem im Gedächtnis bleiben: Rudolf Stingel verlegte einen Teppich und hängte einen Kronleuchter auf. Die Neue Nationalgalerie wurde so zu Berlins größtem Wohnzimmer. David Chipperfield ließ Baumstämme in die Halle verfrachten und schuf einen eigenartigen Stadtwald.
Und dann erst die Stars: Das Gastspiel des New Yorker Museum of Modern Art zog Hunderttausende von Menschen an. Gerhard Richter wurde hier mit einer wohl in dieser Form nie wiederkehrenden Ausstellung mit allen Schlüsselwerken zu seinem 80. Geburtstag geehrt. Otto Piene konnte gerade noch miterleben, wie seine Lichtinstallationen auf dem Dach installiert wurden. Zur Eröffnung der Schau war er dann leider schon gestorben.
Selbst die ältere Kunst fühlte sich hier wohl. So waren in dem strengen, sachlichen Bau Dutzende Marmorstatuen von Karl Friedrich Schinkel ausgestellt – und erschienen uns hier hier, mit Blick auf die Lichter des nahen Potsdamer Platzes, plötzlich ganz neu.
- Otto Piene
- Otto Piene
- Karl Friedrich Schinkel
- Karl Friedrich Schinkel
- Gerhard Richter
- Gerhard Richter
- David Chipperfield
- David Chipperfield