Wenn wir in Deutschland unseren Toten etwas Gutes tun wollen, dann stellen wir ihnen Blumen auf das Grab oder zünden eine Kerze an. In China ist man da etwas einfallsreicher. Da erhalten die Toten Autos, Rollstühle, Zigaretten, Parfüm und … Pistolen. Was man eben so braucht im Jenseits.
All diese Gegenstände sind aus Pappe und Papier hergestellt (siehe unten stehende Fotos aus dem Ausstellungsflyer). Es gibt dicke Kataloge, in denen man sich als Hinterbliebener das aussuchen kann, was dem lieben Toten im Leben am besten gefallen oder geholfen hätte: Geld, Goldbarren, eine Stereoanlage, ein Rollstuhl, ein Fahrrad… Um diese Gegenstände in das Schattenreich zu transportieren, muss man sie nur verbrennen. Und weil die Kopien aus Papier nicht viel kosten, geht es den Angehörigen nach dem Tod oft besser als während ihrer Zeit auf Erden.
Es gibt sogar Autos aus Pappe in Originalgröße. Ein Modell davon wurde in Dresden für die Ausstellung „Supermarket of the Dead“ in luftiger Höhe im Innenhof des Residenzschlosses aufgehängt. Diese Installation erinnert ein wenig an das Auto im britischen Musical „Chitty Chitty Bang Bang“, wie es scheinbar in der Gegend herumfliegt.
Der eigentliche Clou ist aber der langgezogene „Showroom“ im zweiten Stock des Residenzschlosses, in dem der Supermarkt der Toten seinen Platz gefunden hat. Dort werden Tausende der Papierattrappen ausgestellt, die in China als Brandopfer dienen. Fein nebeneinander aufgereiht stehen da zum Beispiel riesige Mengen von Damen- und Herrenschuhen. Alle Produkte sind mit Phantasienamen versehen, die allerdings dicht am Original bleiben. Statt Coca Cola heißt es Caxine Cele, statt Camel heißt es Camcl. Der Besucher lernt zweierlei: auf welch sympathische Weise die Chinesen ihrer Toten gedenken und wie weit sich die Vorstellungen von Wohlstand inzwischen auf der ganzen Welt schon gleichen.
Kurator dieser höchst sehenswerten Ausstellung ist Wolfgang Scheppe. Supermarket of the Dead – Brandopfer in China und der Kult des globalisierten Konsums. Bis 10. Mai.