Lust auf eine Ballettstunde mit 100 Jahre alten Tänzerinnen?

Können zwei Künste weiter voneinander entfernt sein als der Tanz und die Skulptur? Das eine gilt als ein Sinnbild für Bewegung, für Flüchtigkeit, für den Moment. Das andere ist in Stein gehauen, aus Ton geformt in Bronze gegossen, für die Ewigkeit bestimmt. Und doch hat es gerade Bildhauer immer wieder gereizt, Ballettszenen in all ihrer Lebendigkeit einzufrieren. Das Georg-Kolbe-Museum im Berliner Westend, eine der kleinen und feinen Kultureinrichtungen der Hauptstadt, führt derzeit unter dem Titel „TanzPlastik“ beide Künste zusammen.

Im Mittelpunkt steht die genau 100 Jahre alte Tänzerin von Georg Kolbe,  noch im Jahr ihrer Fertigstellung von der Nationalgalerie gekauft und seitdem zu einer gewissen Berühmtheit gelangt. Eine 154 Zentimeter hohe Figur aus Bronze, an der zunächst die ausgestreckten Arme und der zur Seite geneigte Kopf auffallen. Sie scheint den Betrachter nicht zur Kenntnis zu nehmen, geht ganz in ihrer Drehbewegung auf. Während diese Tänzerin namenlos ist, treten im Kolbe-Museum auch Tanz-Legenden auf – etwa Isadora Duncan und der Balletttänzer Nijinsky.

Spannend zu entdecken, wie unterschiedlich die Bewegungen festgehalten werden können. So exakt wie von Georg Kolbe, so grob wie von Auguste Rodin, so reduziert wie von Rudolf Belling. Die ausgestellten Werke reichen bis in die Gegenwart, zu Bernhard Heiliger (+1995) und Gerhard Marcks (+1981).

Die Arbeiten stammen von Alexander Archipenko, Rudolf Belling, Camille Claudel, Edgar Degas, Ernesto de Fiori, Hermann Haller, Bernhard Heiliger, Katharina Heise, Bernhard Hoetger, Fritz Klimsch, Max Klinger, Georg Kolbe, Will Lammert, Gerhard Marcks, Marino Marini, Auguste Rodin, Gustav Seitz, Renée Sintenis, Milly Steger, Franz von Stuck und William Wauer. Kuratorinnen sind Juliane Kobelius und Anna Wenzel-Lent. Die Ausstellung dauert bis 28. Mai 2012.