Marmor meets Mies

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Es gibt nicht viele Orte, an denen Berlin architektonisch an eine Weltstadt erinnert. An denen auch ein New Yorker oder Moskauer das sofort bestätigen würde. Die Neue Nationalgalerie ist so ein Ort. Vor allem Nachts, wenn man in der Ausstellungshalle im Erdgeschoss steht und durch die Fensterfront zum beleuchteten Potsdamer Platz, zur Philharmonie und zur Staatsbibliothek blickt. Das groovt. In diesen Tagen erst recht.

Denn momentan ist eine Kombination zu bewundern, die es noch nie gab und auch so schnell nicht wieder geben wird: der strenge, quadratische Bau des Mies van der Rohe, ein zeitlos schönes Gebäude, und die strahlend weißen Gips- und Marmorfiguren der preußischen Bildhauerklassiker Johann Gottfried Schadow, Christian Daniel Rauch, Bertel Thorvaldsen… Sie sind seit einigen Monaten heimatlos, weil die Friedrichswerdersche Kirche in Mitte, wo man sie normalerweise besichtigen kann, aus baulichen Gründen für Besucher gesperrt ist.

Aber, bitte, man muss unbedingt nach Eintritt der Dunkelheit kommen (zum Beispiel donnerstags, da ist bis 20 Uhr geöffnet). Denn erst dann gehen die Architektur der klassischen Moderne, die Skulpturen und die Lichter der Großstadt eine einzigartige Verbindung ein. Da weiß das Gehirn gar nicht, auf welche Schärfentiefe es die Augen einstellen soll – auf den nahen Marmor, den mittelnahen Mies oder das weit entfernte Dach des Sony Center.