Gehört das Theater zur Grundversorgung? Intendanten, Schauspieler, Regisseure behaupten das. Und ich bin ihrer Meinung. Bis auf einen Punkt.
Wenn etwas zur Grundversorgung der Bevölkerung gehört, dann darf man es nicht einfach für eineinhalb bis zwei Monate im Jahr urlaubsbedingt einstellen. Genau so ist es aber bei den Berliner Theatern (und natürlich auch bei denen im Rest der Republik). Die Schaubühne machte am 1. Juli den Anfang (bis 9. August), es folgten am 8. Juli das Berliner Ensemble (bis 23. August) und die Volksbühne (bis irgendwann im September). Das Deutsche Theater (24. Juni bis 10. August) gibt fast 50 Tage lang keine Vorstellungen.
Den Rekord hält dieses Jahr das Gorki-Theater. Dort hat man am 16. Juni aufgehört und lädt das Publikum erst wieder ab Mitte November zum Besuch ein. Fünf Monate! Zur Entschuldigung: Dort gab es einen Intendantenwechsel, der natürlich viele Veränderungen mit sich bringt, unter anderem beim Ensemble. Aber kann eine Tageszeitung knapp ein halbes Jahr lang nicht erscheinen, weil der Chefredakteur gewechselt hat und der alte Boss etliche wichtige Führungskräfte mitgenommen hat?
Für viele Gründe, die genannt werden, habe ich Verständnis: die Belastung der Theater das restliche Jahr über, bis hin zu Heiligabend und Silvester, die befristeten Engagements der Schauspieler, die eine Programmgestaltung im Sommer schwierig machen würden, die Renovierungs- und Probenphase vor Beginn einer neuen Spielzeit, das urlaubende und biergartensüchtige Publikum. Aber vier, fünf Wochen wären doch auch eine schöne Zeit für Theaterferien, oder?
Dann müssten vielleicht die eine Million Menschen, die sich jeweils in den Monaten Juli und August in der Stadt aufhalten, nicht nur vor verschlossenen Türen stehen. Immerhin stammen 560.000 von ihnen (Statistiken des Jahres 2012) aus der Bundesrepublik. Und die können Deutsch. Vermutlich.
Momentan gibt es Tage, da halten in der Millionenstadt Berlin nur zwei, drei Privattheater wie der Ein-Mann-Keller-Betrieb des Adolfo Assor (Garn Theater) das kulturelle Fähnlein hoch. Nicht zu vergessen die Freilichtbühnen wie das Hexenkessel Hoftheater. Wenigstens für die freut mich die lange Sommerpause der großen Bühnen.
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