Ein Kreuzberger Club macht eine Zeitreise ins Jahr 1597

P1070241

Prinzenstraße. Hinterhof. Tiefstes Kreuzberg. Ein Club mit dem Namen „Prince Charles“. Hier beginnt die Zeitreise in das Jahr 1597.

Berlins Nachwuchskünstler von der Schauspielschule Ernst Busch und der Musikhochschule Hanns Eisler haben sich diesen außergewöhnlichen Schauplatz für ihre Musiktheaterwerkstatt ausgesucht. Das setzen sie konsequent um. Sie bespielen alles, was man bespielen kann: den Tresen, die Tanzfläche, die Bühne, den Eingangsbereich. Mal stehen die Zuschauer im Weg und müssen zur Seite gedrängt werden. Mal folgen die Zuschauer im Gänsemarsch den Darstellern.

Als Orazio Vecchi das Stück L´Amfiparnaso komponierte, gab es noch gar keine Oper. Die sollte erst einige Jahrzehnte später von seinem Landsmann Claudio Monteverdi erfunden werden. Die Fachwelt spricht von einer Madrigalkomödie. Es sind noch keine Individuen, die hier auftreten, sondern Rollentypen wie in der Comedia dell´arte. Der reiche Alte, die hübsche Junge, der Dottore, der Tod…  Die Studentinnen und Studenten spielen und singen so, wie es sich gehört – frisch und frech, immer mit einem Augenzwinkern in Richtung Zuschauer.

Ein Club in Kreuzberg und ein frühbarockes Rollenspiel. Was im ersten Moment nach zwei fremden Welten klingt, passt bei näherer Betrachtung ganz gut zusammen. Schließlich fand die Comedia dell´arte auch nicht in Konzerthäusern, sondern auf der Straße statt, mitten unter den Menschen. Es wurde gelacht, geschwätzt, herumspaziert. Und getrunken. Im Prinz Charles gibt es für die Besucher mit der Eintrittskarte einen Verzehrbon für zwei Getränke. Der Hausdrink, ebenfalls nach dem britischen Thronfolger benannt,  besteht aus Vodka, Cointreau, Zitrone, Kardamon, Earl Grey und Espuma.

Die Zuschauer kommen ausnahmsweise vor Beginn der Aufführung selbst in die Maske. Sie erhalten, wenn sie denn einverstanden, eine schwarze Gesichtsmaske aufgemalt. Das ist insofern ganz lustig, als während der einstündigen Vorstellung Künstler und Besucher nicht immer sofort auseinander zu halten sind. Es sei denn, sie machen den Mund auf oder springen plötzlich auf den Tresen.

Nächste Aufführung am 5. Februar 2014, Karten an der Abendkasse

Mitwirkende:  Berk Altan, Georg Bochow, Marielou Jacquard, Benedikt Kristjánsson, Yuriko Ozaki, Daniel Pérez (Studierende der Hochschule für Musik Hanns Eisler und der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“), Clemens Flick (Musikalische Leitung), Marielle Sterra (Regie), Ermina Apostolaki (Kostüme), Dennis Depta, Mehdi Moradpour (Dramaturgie, Regieassistenz), Mehdi Moradpour (Text), Max Howitz, Helene Schmitt (Objekttheater), Claus Unzen (Regiebetreuung), Barockensemble (Kerstin Beier, Johanna Thöne, Christine Vogel,Simon Borutzki, Magnus Andersson), Maske: Anabell Auzinger, Carolin Auzinger, Patrik Strikel; Jahrmarkt-Personal: Dennis Depta, Faina Machanowa, Felix Naglatzki.

Ein Kommentar zu “Ein Kreuzberger Club macht eine Zeitreise ins Jahr 1597

  1. Pingback: Lauf schnell davon, wenn Dir eine Fee drei Wünsche erfüllen will | metropolkultur

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.