Das Konzerthaus zu Berlin ist an Prunk und Pracht kaum zu übertreffen. Außen der Gendarmenmarkt, der beeindruckenste Platz der Hauptstadt. Innen: Kronleuchter, Marmorbüsten und Polstermöbel. Würde da jemand freiwillig einen Ausflug in die Berliner Bezirke machen? Ja. Und zwar fast alle Musiker des Konzerthausorchesters.
Wegen Renovierungsarbeiten kann die Saison im Konzerthaus heuer erst etwas später beginnen. Intendant Sebastian Nordmann plante deswegen mit seinem Orchester 14 Ausflüge in die Berliner Bezirke. Kiez-Konzerte muss so etwas in Berlin natürlich heißen. Konkret sieht das so aus: Im Badehaus Szimpla in Friedrichshain spielen die Streicher finnischen Tango, im Schloss Britz in Neukölln treten acht Cellisten auf, im Museum Berggruen in Charlottenburg gibt es ein Wandelkonzert, das vor einzelnen Gemälden Station macht, in der Ufafabrik in Tempelhof wird ein Stummfilm nach Edgar Allan Poes „Die Maske des roten Todes“ musikalisch begleitet.
Auf der oberen Reihe der Fotogalerie ist das Konzert im Wedding zu sehen, wo das Duo Maren und Mark Voermans in einer ehemaligen Omnibus-Werkstatt mit allerhand Schlagwerk (Marimba, Vibraphon, Schlagzeug) auftraten. Beim faszinierendsten Stück des Abends (Casey Cangelosis „Plato´s Cave“) kamen sie aber fast ohne Equipment aus. Da setzten sich Maren und Mark Voermans einfach auf den Boden und bearbeiteten diesen mit Trommelstöcken. Mehr braucht ein guter Schlagzeuger nicht, um sein Publikum zu begeistern. Interessant auch die Collagen mit eingespielten Geräuschen vom Tonband und Marimba (so etwa Christos Hatzis´ „Fertility Rites“). Weniger experimentell, dafür aber gut zum Träumen: Astor Piazollas Tangos und ein Arrangement von Maurice Ravels „Alborada del Gracioso“ für ein Marimba-Duo.
Die untere Fotoreihe der Galerie zeigt den Auftritt der Solisten David Drost (Cello) und Ralf Forster (Klarinette) im Museum Berggruen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Eva Sütterlin (Violine) gaben sie Solokonzerte in den Sälen mit den Werken von Picasso, Matisse und Braque. Kunsthistorikerinnen erläuterten die Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen, vor denen die Besucher des Museums saßen.
Die Kiez-Konzerte dauern noch bis zum 8. September 2014.