Senta Berger hat vor kurzem in einem Interview mit dem Tagesspiegel halb im Scherz, halb im Ernst erwähnt, dass sie gelegentlich zu den Pflanzen in ihrem Garten spreche. Sie ist damit nicht alleine. Viele von uns machen das. Sie alle sind deswegen in gewisser Weise Animisten – also Menschen, die die sie umgebende Welt als beseelt betrachten. Pflanzen, Steine und Gewässer werden so zu Lebewesen, die uns etwas mitzuteilen haben, die mehr sind als nur Nahrungsmittel, Baumaterial, Dekoration. Lange Zeit galt der Animismus in unseren Breiten als etwas komplett Überholtes, als ein Ablauben von Urvölkern, Kindern und Narren. Aber so ganz ausgetrieben hat man es uns trotzdem noch nicht, so zu denken. Wenn wir mit dem Navigationsgerät in unserem Auto schimpfen, weil es uns den Weg falsch gewiesen hat, dann geht das auch ein wenig in diese Richtung. Und wenn jemand, wie von mir vor einiger Zeit in Berlin-Moabit beobachtet, einen Baum in Liebe umarmt, dann ist das Animismus pur. Eine Ausstellung zu diesem Thema im Haus der Kulturen der Welt lohnt jedenfalls den Besuch. Sie zeigt die Auseinandersetzung von 30 Künstlern mit diesem Thema.
Orangen gehen in verschiedenen Stadien des Schimmels ihrer Verwesung entgegen, das Essen auf unserem Teller blickt uns plötzlich an (siehe Foto oben) und in einem Film beobachten wir das eigenwillige Liebesleben der Tintenfische. Es empfiehlt sich, den kostenlosen Kurzführer mit in die Ausstellung zu nehmen, um nachlesen zu können. Denn vieles ist hier nicht selbsterklärend. Es sei denn, die Mauern des Hauses der der Kulturen der Welt fangen an, mit uns zu sprechen. Unter den ausgestellten Künstlern sind Marcel Broodthaers, Didier Demorcy, Walt Disney, Jimmie Durham, León Ferrari, J.J. Grandville, Victor Grippo, Candida Höfer, Vincent Monnikendam, Istvan Orosz, Roee Rosen, Dierk Schmidt, Erik Steinbrecher, Paulo Tavares, Rosemarie Trockel und Martin Zillinger. Kurator: Anselm Franke. Bis 6. Mai 2012.