Fensterläden, die wie von Geisterhand wackeln. Parkbänke, auf denen kein Mensch sitzen kann.

Alleine schon die Parkbänke. Man muss sie gesehen haben. Sie sind weiß lackiert, stammen von dem Künstler Jeppe Hein und haben eines gemeinsam: Man kann es sich auf ihnen beim besten Willen nicht bequem machen. Bei der einen ist die Sitzfläche so schräg, dass jeder sofort abrutschen würde. Die nächste steht wie auf Stelzen und sie wäre nur mit Kletterausrüstung zu besteigen. Wieder eine andere ist auseinander gebrochen. Sieht aus wie eine Parkbank, ist aber keine – ein spannendes Spiel mit unserer Wahrnehmung (siehe Fotos in der Galerie unten).

„Wie kommt das Neue in die Welt?“ Für Künstler ist das eine, wenn nicht die entscheidende Frage. Denn sie wollen uns, den Betrachter ihrer Werke, eine möglichst ungewohnte Betrachtungsweise der Welt nahe bringen. Weil schon seit Tausenden von Jahren gemalt, getöpfert, gezeichnet wird, ist es gar nicht so einfach, eine neue Sicht der Dinge zu finden. So wie eben Jeppe Hein, der gebürtige Däne.

Das Haus am Waldsee, idyllischer Ausstellungsort im alten Berliner Westen, hat die Frage“Wie kommt das Neue in die Welt?“ zum Thema einer Ausstellung gemacht. Zehn Bildhauer, alle in den 1970er Jahren geboren,  geben Antworten darauf. Die fallen – „naturgemäß“, würde Thomas Bernhard sagen – sehr unterschiedlich aus.

Michael Sailstorfer lässt die grünen Fensterläden an der Front des Hauses am Waldsee einmal pro Stunde ein paar Minuten lang auf- und zuklappen. Hydraulich gesteuert, das ganze. Aber trotz dieser nüchternen Erklärung wirkt es auf den Betrachter gespenstisch, wenn er davor steht. Ein wenig so, als wolle das Haus selbst Kontakt mit uns aufnehmen, als würde es uns zuzwinkern (siehe den kurzen Film oben). Ein irritierender Moment ist auch die Begegnung mit Alicja Kwades Fahrrad, das vor der Villa abgestellt wurde. Es hat alles, was ein Fahrrad haben muss – Lenker, Sattel, Rahmen, Räder. Es ist aber, wie von Riesenhand, ganz absurd verbogen, so dass jeder sofort weiß: Auf diesem Rad wird niemals mehr jemand fahren können.

Den nahen Waldsee hat der Japaner Reijiro Wada für das wohl meditativste Werk der Ausstellung verwendet. Vier Fensterscheiben aus Isolierglas treiben auf dem Wasser. Die Fischer können durch sie in den Himmel blicken, die Menschen, wenn sie denn dem Kunstwerk nahe genug kommen, erhalten einen Einblick in das, was sie unterhalb des Wasserspiegels abspielt. Und selbst wenn man es nicht sehen kann, ist doch der Gedanke schön, dass man es sehen könnte, wenn man denn mit einem Ruderboot hinausfahren würde…

Die Ausstellung dauert noch bis 26. August.

Beteiligte Künstler: Michael Beutler, Berta Fischer, Jeppe Hein, Brad Hwang, Alicja Kwade, Katinka Pilscheur, Michael Sailstorfer, Natalia Stachon, Luca Trevisani, Reijiro Wada