Mit den Rock- und Popkonzerten hat er angefangen. In den Museen hat er sich fortgesetzt. Und jetzt ist er in den Theatern angekommen: der Fotografierwahn.
Es ist aber auch so verdammt einfach geworden. Mit jedem Handy, auch noch mit dem primitivsten, kann man heute Fotos schießen. Von Smartphones wollen wir gar nicht erst reden. Und das wird inzwischen auch in der Hochkultur reichlich ausgenützt. Immer mehr Theaterbesucher wollen ihr persönliches Erinnerungsfoto haben. Das wäre ja vor Beginn der Aufführung und beim Schlussapplaus in Ordnung. Doch diese Phase haben wir überwunden.
Jetzt wird auch während der Vorstellungen fotografiert und gefilmt. Von den meisten noch zaghaft, von einzelnen aber bereits ziemlich ungeniert. Ein ziemliches Desaster hat mal eine Frau erlebt, die in der Philharmonie vor mir saß. Sie nahm heimlich ein Klavierkonzert auf. Und was geschah? Irgendwann stoppte sie versehentlich die Aufnahmefunktion und drückte aus Versehen auf Wiedergabe. Von dem Moment an hörten wir Nachbarn das Konzert zweimal: einmal live von der Bühne und einmal aus nächster Nähe vom Smartphone.
Natürlich fand die Frau in der Hektik den Ausschaltknopf nicht. Den Saal verlassen konnte sie nicht, weil sie mitten in der Reihe saß. Sie bedeckte das Gerät zur Schalldämpfung mit ihrer Jacke und einem Schal – wenig erfolgreich. Das zog sich dann bis zur Pause hin.
Man wird es wohl in Theatern, in Opernhäusern und in Konzertsälen bald so machen müssen wie in Schulen in Problembezirken: Vor Beginn werden die Anwesenden auf Handys kontrolliert und müssen diese bis zum Schluss der Veranstaltung abgeben. Oder fällt jemandem etwas besseres ein?
WEITERE UNANGENEHME EIGENSCHAFTEN VON THEATERBESUCHERN: