Ein Theaterbesuch ist gar nicht so kompliziert zu bewerkstelligen, sollte man meinen. Denn: Man erhält vorher eine Karte, auf der Termin, Zeitpunkt und Sitzplatz für die Aufführung notiert sind. Es gibt also eigentlich nichts mehr, was der Besucher falsch machen kann. Eigentlich!
In der Praxis ist es anders. Schon mehrfach habe ich Menschen erlebt, die in der richtigen Aufführung auf dem richtigen Platz sitzen – aber am falschen Tag! Drei Wochen zu früh! Mit hochroten Köpfen müssen sie sich dann aus dem Theater verziehen und überlegen, was sie mit dem Abend noch anfangen wollen. Aber, bitte, wie kann man sich nur um mehrere Wochen täuschen? Haben die denn keinen Terminkalender?
Gruppe zwei ist am richtigen Tag da, verwechselt aber grundsätzlich Parkett und 1. Rang, 1. Rang und 2. Rang, Loge und Balkon, links und rechts… Steht alles auf der Karte drauf. An jedem Eingang wäre ein Helfer, der den Weg zum richtigen Platz weisen würde. Aber nein, man findet es ja selbst und verteidigt dann seinen (falschen) Sessel bis auf´s Blut gegen den Inhaber der richtigen Karte.
Gruppe drei sind die Platzhopser. Bis wenige Sekunden vor Beginn der Vorstellung, manchmal sogar danach, versuchen sie sich strategisch zu verbessern. Gewissermaßen die Pole-Position unter den Zuschauern zu erreichen. So kann man – ähnlich dem Links-Rechts-Überholer im Straßenverkehr – aus einem Platz in Reihe 17 einen Platz in Reihe eins machen. Zwar müssen die anderen Theaterbesucher für die Platzhopser regelmäßig aufstehen und den Bauch einziehen (meistens zwei Mal: beim Reinweg und beim Rausweg), aber das interessiert sie häufig nicht.
Nicht zu vergessen die Zuspätkommer. In manchen Häusern werden sie zunächst mal gar nicht mehr eingelassen, müssen auf einen günstigen Moment waren, bis sie hineinschlüpfen können. In anderen Häusern erlaubt man ihnen aber leider, trampeltierartig die pünktlich erschienenen Besucher in ihrem Theatergenuss zu stören.
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