Der obwaltende deutsche und internationale Regiegeist sieht es vor, dass auf unseren Bühnen kräftig gequalmt wird – mal vom Schauspieler selbst, mal von der Nebelmaschine. Das ist höchstens ein wenig langweilig und berechenbar, aber nicht weiter störend. Wenn da nicht…
…manche Zuschauer wären. Sobald ein Schauspieler auf der Bühne eine Zigarette oder Zigarre in die Hand nimmt (noch nicht angezündet hat!), beginnen in Reihe 10 die ersten Sensibelchen zu husten. Und wenn erst mal einer hustet, dann ist es in aller Regel um den Rest des Publikums auch geschehen. Das Sympathiehusten nimmt seinen Lauf.
Im Grunde ist die Sache ein Witz. In den großen Häusern, Berliner Ensemble etwa, kommt der Zigarettenrauch garantiert nie bei den hinteren Rängen an. Trotzdem husten sie, die Hysteriker. Weil man einfach husten muss, wenn irgendwo geraucht wird. Und sei es Helmut Schmidt auf dem Fernsehbildschirm.
Vor kurzem wurde es einem Schauspieler in der Hauptstadt zu bunt. Als das Geräuspere und Gehuste im Publikum die Dimensionen der Patientenvollversammlung einer Lungenheilanstalt erreichte, sagte er genervt: „Ich mach´ sie ja gleich aus.“ Ein Satz, der garantiert nicht im Textbuch stand, der uns aber am besten im ganzen Stück gefallen hat.
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